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Ich bin bereits seit langem auf der Erde. Und dennoch fühle ich mich jung und orientierungslos.
Erst gestern, so scheint es mir, habe ich meine Augen geöffnet. Erst gestern, so erinnere ich mich, wurde ich mit Freude begrüßt.
Ich bin nicht zufällig hier. Seelen holten mich zu sich. Und zogen weiter.
Trotzdem versuche ich seit Ewigkeiten mich auszurichten. Zu verstehen, wo mein Ort ist. Was Liebe bedeutet. Und wer mir zuhört, wenn ich von meiner Heimat erzähle.
Die Erde ist wunderschön und ihre innere Ordnung berührt mich tief. Wann immer ich sie erkenne und fühle, lasse ich mich fallen und bin. Doch dann tasten knorrige Hände durch die Klarheit der Selbstverständlichkeit, finden mein Herz und drücken fest zu. Unter Schmerzen sehe ich die spröde Seite des Seins. Die aufwühlende Angst, nicht genug zu sein. Und immer woanders sein zu müssen.
Dabei wollte meine Seele doch genau hierhin. Und wurde von Anfang an geliebt…
In Momenten wie diesen schaue ich tiefer. Auch hier ist Schönheit. Ich bin ein Wesen, das sich entwickelt. Das das Menschsein durchpflügen muss, weil es in diesen Körper geboren wurde. Das sich verliert und findet, sich falschen Zielen verschreibt und das irdische Sein oft viel zu ernst nimmt.
Entspanne dich! höre ich dich rufen.
Und sofort lasse ich mich wieder fallen. Nichts ist von Dauer. Und deshalb gibt es kein Versagen. Jede Angst trägt einen fruchtbaren Aspekt. Und ist Teil einer Welt, die im Innersten pure Harmonie ist.
Ich werde neu, während ich meinen Lebensweg beschreite. So bin ich jeden Tag jung und orientierungslos. Gebäre das Unbekannte aus dem Nichts. Und bin gleichzeitig – für alle Zeiten – mit der einzigen Wahrheit verwoben, die den Kosmos durchzieht.
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©️Text und Bild: Li Anna