Ich schließe die Augen. Tief in mir suche ich nach deiner Gegenwart.
Bist du immer noch bei mir?
Es ist nicht schwer, deine Ruhe zu fühlen. Und je länger ich in diese Stille eintauche, die dich umgibt, dich umspielt…aus dir heraus wächst und in die Welt greift…umso feiner entfalten sich meine Sinne für das Sein. Die Energie des Kosmos gleitet über die wache Haut meiner Fingerspitzen, während ich blinden Blickes die Hände hebe. Die Luft ist dicht. Und ein zartes, warmes Glitzern scheint sanft in die Schwärze meiner physischen Existenz, den Planeten bestäubend.
Weshalb bin ich gekommen?
Als Antwort verzweigt sich meine Verbindung mit allem, was ist, weiter. Wird feinsinniger. Größer und kleiner zugleich. Unsichtbare Äste dringen in den weichen Humus, umschlingen jede physische Nichtigkeit und strecken sich weit in das All.
Es gibt so viele zauberhafte Orte.
Und du und ich: Wir sitzen hier.
Der Tag beginnt früh und endet in Erschöpfung.
Oft fürchte ich, ich hätte das Reisen verlernt.
Doch dann schließe ich die Augen, fühle deine Nähe und tauche in deine Ruhe ein. Wieder schärfen sich meine Sinne und ich wachse in jeden Ort und alle Zeiten.
Keine meiner Aufgaben ist bereits bearbeitet. Und ich muss irgendwo anfangen…
Du seufzt tief und ergießt dich weich in den Moment. Und auch meine Lunge weitet sich. Unendlich viele Verästelungen. Gefüllt mit lebensspendender Leichtigkeit.
Jedes Kunstwerk beginnt mit dem Nichts. Und mit der Frage, wie es geschaffen werden kann.
Doch die Antwort findet sich nur im Tun. Eine einzige Möglichkeit wird sich materialisieren. Und es liegt an mir, sie zu verwirklichen. Immer wieder aufs neue.
Das ist der Zauber deines irdischen Seins, flüsterst du.
Noch offenbart sich der nächste Schritt nicht. Also stehe ich weiter. Mit geschlossenen Augen. Tauche noch tiefer in deine Ruhe ein. Reise durch deine Stille. Und lausche der Melodie des Universums.
So lange, bis ich den Mut finde, weiterzugehen.
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©️ Text und Bild: Li Anna
