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Ich falle. Es kam ganz plötzlich über mich: In einem Moment lief ich durch den Grünen Salon…
Du warst zu schnell, flüsterst du. Und es war dir bewusst.
…im nächsten Moment stolperte ich und stürzte ins Nichts.
Mein Fall nimmt kein Ende. Zunächst war ich erschreckt. Dann wurde ich panisch. Ich sorgte mich um mein irdisches Leben, meine Routinen, meine Verpflichtungen und meine Gesundheit…
Alles Äußerlichkeiten.
…Doch es gab kein Halten.
Ich sank immer tiefer.
Bis ich lernte, mich zu entspannen.
Was kann ich schon tun?
Das Leben sorgt für dich, sagst du zärtlich. Und deine Stimme klingt wie eine Umarmung für mein fiebriges Gemüt. Du musst darauf vertrauen, dass jede Erfahrung die richtige ist. Hör auf zu bewerten. Versagen und Tod sind genau so Teil der inneren Ordnung wie Erfolg und Reichtum. Allen Qualitäten ist die Liebe eingeschrieben. Und alle Qualitäten gestalten dein Leben in jeder Sekunde neu.
Du seufzt. Und der leise Hauch deines Atems streicht kühlend über mein schweißnasses Gesicht, während ich weiter treibe. Ich lasse los, gebe mich hin. Frage mich, ob ich das Chaos und die Ungerechtigkeit lieben kann und lasse auch diesen Gedanken ziehen.
Habe ich eine Wahl?
Und während ein Teil von mir immer noch ins Nichts gleitet, setze ich mich und schaue mir zu. Mir scheint, als sei der Sinn meines Leben in den Sternen entworfen worden. Und gleichzeitig gibt es andere Kräfte, die schwer an meiner irdischen Hülle ziehen. Ich beobachte. Und höre auf zu wollen.
Was gibt es schon zu verpassen?
Ich verzeihe mir und der Welt unsere Unvollkommenheit. Denn sie wirkt nur aus der Harmonie, aus der ich stamme, wie eine Verirrung. In Wahrheit ist sie Teil von allem…
Habe Geduld, höre ich den Wind zärtlich durch den Saal wehen.
Und schaue neugierig nach vorn: In jedem Moment bin ich alles, was ich sein kann. Jeder Moment schenkt mir Erfahrungen. Und ich muss nichts weiter tun, als mich weit zu öffnen, meine Tiefe schätzen zu lernen, und zu empfangen.
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©️Text und Bild: Li Anna