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Kalte Luft glüht auf meinen Schläfen. Und ich öffne meine Lider.
Bin ich noch im Grünen Salon?
Mein Blick ist verschwommen.
Schemen tanzen vor meinen Augen und Farben wirbeln an mir vorbei. Ein weißer Schleier liegt klebrig über den Bruchstücken einstiger Klarheit und der bittere Geruch, der in meine Nase steigt, vergiftet mein Blut.
Lärm dringt schrill an meine Ohren. Doch die Rufe der Welt höre ich kaum.
Mein Herz rast, sobald mein Name bleiern durch das Chaos drängt und von mir verlangt…
Jeder Schritt kann nur ins Bodenlose führen.
Also bleibe ich stehen.
Vorsichtig strecke ich meinen Arm aus. Ich greife ins Nichts.
Wo ist deine Hand?
Falle ich?
Geblendet von den Wirren der Dinge um mich herum schließe ich abermals meine Lider. Atme und tauche tief in meinen Brustraum ein. Ich lasse mein Herz rasen, von unsichtbarer Hand gedrückt, bis es schmerzt.
Plötzlich höre ich dich. Sanft. Klar. Voller Ruhe.
Es ist gut, sagst du mir.
Und ich ziehe mich noch mehr in mich zurück.
Die Erde unter meinen Füßen wird weich. Ich gebe mich hin.
Im Rhythmus meines Pulses sinke ich tiefer und tiefer, lasse die Kälte der Winde hinter mir, lasse mich vom Humus zärtlich umfangen, drifte vom grellen Chaos in die Dunkelheit und benetze mit meinen Tränen den Grund.
Es ist gut. Der Schmerz ist ganz mein.
Und ich liebe die süße Schärfe meiner Gefühle…
Ich verehre die klare Intensität des menschlichen Seins…
Du seufzt tief.
…in all ihren Facetten. Dafür bist du hier.
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©️ Text und Bild: Li Anna