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Die Sonne glitzert auf Kristallen, dass es mich blendet. Lange bewegte ich mich in Dunkelheit. Tastend. Umhüllt von Grau. Doch dieser Morgen schenkte mir Licht. Die Welt wurde weiß und blau. Und obwohl kalte Luft meine Lungen schneidet, spüre ich Leben in der harten Erde. Ich lausche dem Rauschen der kahlen Äste, die sich ungeduldig im Wind biegen und aneinander reiben.
Etwas erwacht. Und die Regung dringt tief in meine Zellen.
Dennoch sind meine Füße schwer und schmerzen in der Kälte. Ich kann nicht weiterlaufen. Denn ich weiß nicht wohin…
Da nimmst du endlich meine Hand. Deine Berührung ist wie ein warmer Hauch, der meine Haut umschmeichelt, seinen Weg in mein Herz findet und dort die Härte gegen mich selbst und die Welt sanft, doch unbeirrbar, in feinen Wellen durchspült. Ich wiege mich im Rhythmus deines Pulses und werde weich. Blut strömt kraftvoll in meine Glieder. Und überwältigt von der neuen Macht, mit zitternden Knien, sinke ich zu Boden. Tief unter mir fühle ich das Vibrieren ewiger Lebendigkeit. Und vor meinem inneren Auge blitzen grell die Bilder des Frühlings auf…während Tränen, die funkelnd die Sonne reflektieren, heiß meine Wangen hinabrinnen.
Ich bin offen und weit. Höre Blumen wachsen und spüre jeden Luftwirbel, der mit dem Flügelschlag der Vögel den Himmel aufwühlt und behutsam die nahenden Sonnenstrahlen über meine Haut führt.
Die Erde dreht sich.
Und du legst dich neben mich. Nichts könnte mich mehr in die Welt sinken lassen als deine Gegenwart.
Ich gehe nicht weiter. Ich bleibe.
Neugierig schaue ich mich um. Beobachte das Erwachen der Dinge als blickte ich in einen Spiegel. Lege meine Angst und mein Zögern in deine Hände. Schmiege mich an dich. Und fließe in die Unendlichkeit.
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©️ Text und Bild: Li Anna