Seit Tagen liege ich an deiner Seite. Und du lässt mich sein. Mein Kopf ruht an deiner Brust, deine Arme umschlingen mich fest. Ich muss dich nicht bitten zu bleiben: Deine Wärme ist ohne Beginn und ohne Ende. Ich muss mich meiner Trauer nicht schämen: Du schaust mir in die Augen und hältst meinem Blick stand.
Die Tränen, die meine Wangen hinabrinnen und auf den grauen Asphalt fallen, werden zu einem See. Und der See wird zu einem Meer. Wir schwimmen nebeneinander in der Unendlichkeit des Wassers. Während heiße Sonnenstrahlen auf meinen Wangen glühen.
Ich wünschte, mein Sehnen würde von mir gewaschen. Doch mein Herz bleibt verkrampft. Mein Kopf schmerzt und meine Seele ist gespalten: Ich weiß, dass ich alleine in die Welt geboren wurde. Doch gegen wen kämpfe ich?
Als Antwort nimmst du mich fester in den Arm.
Es gibt diese Ahnung eines ruhigen Friedens in mir, der in einer anderen Welt tiefe Realität ist…
Mein Herz ist der Unendlichkeit verpflichtet. Doch jetzt muss es das Auf und das Ab verkraften: Wir bauen. Wir zerstören.
Du streichst über meinen Kopf und fühlst die Narbe, welche sich als lange Spur über meinen Schädel zieht. Jeder Versuch meinen Körper zu reparieren musste fehlschlagen. Denn der Kampf gegen mich selbst tobt in mir, seit ich in die Welt fiel.
Ich weine weiter. Und du trinkst das salzige Wasser. Gierig. Als Zeugnis deines Mitgefühls. Wir Menschen schwingen zwischen Einheit und Dualität.
Warum kannst du der Ambivalenz nicht begegnen? fragst du und streichst eine Träne aus meinem Gesicht.
Mir fehlt Geduld. Mir fehlt Sicherheit. Ich habe Angst vor dem Nichts.
Da lachst du schallend. Dein Brustkorb bebt und dein Atem wühlt die Winde dieser Welt auf. Sie treiben das Wasser in hohen Wellen vor sich her. Das Meer dringt in meine Lunge, mir wird schlecht und meine Sinne schwinden.
Süße Ohnmacht! Der Kampf ist vorbei und ich lasse mich fallen. Sinke hinab in die Tiefe meiner Tränen. Den Sturm lasse ich zurück. Ich übergebe mich der Stille. Der Dunkelheit. Einer Intelligenz, die größer ist als die meine. Jetzt bin ich endlich nichts. Jetzt bin ich das reine Sein.
.
.
©️Text und Bild: Li Anna
