Licht tropft auf meine Lider und ich öffne meine Augen. Wie lange liege ich bereits neben dir?
Als Antwort höre ich dich zufrieden seufzen und weiß: Zeit ist dir einerlei.
Für mich ist es anders. Meine physische Vergänglichkeit zwingt mir die Reue auf. Das Verlangen nach Vergangenheit und Zukunft. Und den Widerstand gegen meine Tränen, die dazwischen liegen.
In meinen Träumen überwinde ich alle Ängste und lasse mich in die Liebe fallen.
Und wenn ich aufwache, zieht sich mein Herz vor Einsamkeit zusammen.
All das ist real in meiner menschlichen Welt. Auch dann, wenn du mir beruhigend über die Stirn streichst und mir versicherst, dass die Wirklichkeit hinter meinen Befindlichkeiten liegt.
Mach nur einen Schritt, flüsterst du zärtlich. Und das Strahlen der Unendlichkeit wird dich nie wieder daran zweifeln lassen, dass es eine Ordnung gibt.
Die Bäume wiegen sich im warmen Frühlingswind, als wollten sie mich locken. Und in meinem Herzen regt sich die Sehnsucht nach meinem Fluss.
Also schließe ich die Augen und träume mich an seine Ufer: unaufhörliches Fließen…immerwährende Erneuerung…während der Schein des aufgehenden Mondes silberne Magie in meine Welt trägt.
Vielleicht fühle ich mich vereinzelt und ohne Verbindung in der Welt gefangen. Doch gleichzeitig spricht sie unablässig zu mir. Sie erzählt mir davon, dass jeder von uns eine innere Natur hat, die uns antreibt und glücklich macht. Und dass all die Begierden, die uns den Blick auf den Lebensstrom verschleiern, in Wirklichkeit wahnsinnige Ausgeburten unseres Verstandes sind.
Wenn wir alle träumten, würde sich die Welt in Harmonie zusammenfügen…?
Ich zweifle: So oft habe ich mich in den Fäden meiner Angst verstrickt…
Ich sauge die frische Luft des Frühlings tief ein. Meine Brust ist schwer und ich nehme es hin. Müde schmiege ich mich an dich und lasse mich von deinem Atem wiegen. Vielleicht kannst nur du mir verzeihen…doch du schüttelst sanft den Kopf.
Es bedarf keiner Vergebung, flüsterst du. Denn das Leben ist zu kurz, um wichtig zu sein. Scheitere so oft du willst. Denn es betrifft dich nicht. Die Wahrheit schöpft einzig aus Ruhe und Frieden. Und sie ist unveränderlich.
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©️ Text und Bild: Li Anna
