Die Wochen ziehen dahin. Ich liege neben dir…und warte.
Dein Atem ist ruhig und klar. Dein Körper hebt und senkt sich in seinem Takt und gibt meinem Sein einen Rhythmus…es ist die einzige Schwingung, die ich fühlen kann.
Denn meine Augen bleiben geschlossen und meine Sinne sind taub. Mein Puls rast und treibt Tränen durch meinen Körper.
Alle Tage und alle Nächte sind lang und gleichförmig. Getrieben von meinen Gedanken an Schuld und Sehnsucht verläuft die Zeit in Kreisen und beschleunigt sich selbst, bis meine Zellen explodieren.
Nichts könnte mich aus dieser Hölle befreien.
Nur dein Atem bleibt als stetiger Trommelschlag in meinem Herzen und wenn ich in gnadenvollen Augenblicken Ruhe finde, weiß ich, dass er mir eine Tür weisen wird. Wenn ich nur lange genug zuhören könnte…
Schon tauche ich hinab in die nächste Welle meiner aufschäumenden Wunden.
Was geschieht? fragst du mich und deine Stimme ist weit entfernt…
Ich schwimme durch reißende Ströme meiner tiefsten Vergangenheit. Trauer, die seit Jahrzehnten in meinen Zellen gespeichert war, bahnt sich stürmisch ihren Weg an die Oberfläche meines Geistes. Und alte Panik bricht durch die verkrusteten Wände lang geübter Disziplin. Ich hatte die Verbindung zu allem verloren. Und jetzt ist mein Schrei nach Hilfe derart laut, dass er den Kosmos durchzieht und von niemandem gehört werden kann. Er bringt die Sterne aus dem Gleichgewicht und die Wirbel, welche als Echo die Erde erfassen, greifen mein Herz und lassen es erzittern.
Meine Welt ist schon lange aus ihrer Ordnung gefallen. Und je mehr ich mich bemühe sie wieder herzustellen, desto offensichtlicher wird mein Scheitern.
Was kann ich tun?
Du antwortest nicht.
Also klammere ich mich an deinen Atem.
Harre aus.
Ertrage alles, was ist.
Und lasse meine Wünsche ziehen.
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©️ Text und Bild: Li Anna
Artwork: Frank Töppe
