Kalt und kristallklar ist die Luft im Grünen Salon. Ich tauche tief ein. Entspanne mich in eine Welt, in der alles, was ich nicht brauche, von mir abfällt. Ich will mich häuten wie eine Schlange. Will mich aus der engen Hülle zwängen und mich als reines, weißes Kind gebären.
Ich weiß, dass sich in meinem Bauch Galaxien drehen. Mein Becken ist weit und leer. Und seine Dunkelheit birgt den Samen der Zukunft.
Doch der Mond lacht, während ich über vereiste Straßen treibe und versuche, die Wärme des Sommers in meinem Herzen neu zu entfachen.
Ich frage mich, ob die Lichter am Horizont durch die Erinnerung an mein Feuer zu Bränden werden können. Oder bin ich dazu aufgerufen, mich in den Höhlen dieser Erde für immer vor der Kälte zu verkriechen?
An der nächsten Kreuzung halte ich inne.
Der Trabant verstummt und plötzlich ist es still.
Bevor ich eine Richtung einschlage, bin ich überall.
Bevor ich mich ausrichten kann, sinke ich vor Schmerz in die Knie.
Warmes Blut tropft auf den weißen Grund und die Kälte macht mich taub.
Der Mond lächelt. Sein fahles Licht fällt auf die Wege, in deren Mitte ich sitze.
Ich kann wählen. Ich kann alles, was sich mit schweren Gewichten an meine Seele heftet, fallen lassen.
Es gibt Pfade, die verheißungsvoll leuchten. Und auf diesen Pfaden werde ich getragen, spinne die Fäden der Wahrheit und lege wärmende Feuer. Hier verbrenne ich alles, was mir Kraft nimmt und mich nicht berühren möchte.
Die Planeten kreisen weiter in mir. Werden schneller. Der Sommer ist vergangen und gleichzeitig ganz nah.
Ich stehe auf, klopfe den Schnee von meinen Beinen. Ich lasse den Mond lachen, denn er hat sich noch nie um meine Fragen geschert.
Dann nehme ich deine Hand und sauge deine bedingungslose Nähe tief in mich ein. Du verzeihst mir meine Fehler.
So werde ich gesund.
Kalte, kristallklare Luft strömt in meine Lungen und ich sehe: Diese Nacht glüht silbern. Lichter scheinen am Horizont.
Es ist Zeit loszulaufen. Und wir schlagen gemeinsam den Weg ein, den wir gehen wollen.
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The air in the Green Parlor is cold and crystal clear. I immerse myself deeply. Relax into a world where everything I don’t need falls off of me. I want to shed my skin like a snake. I want to squeeze out of my tight shell and give birth to myself as a pure, white child.
I know that galaxies are spinning in my belly. My pelvis is wide and empty. And its darkness holds the seeds of the future.
But the moon laughs as I drift across icy roads, trying to rekindle the warmth of summer in my heart.
I wonder if the lights on the horizon can extend through the memory of my fire. Or am I called to hide from the cold in the caves of this earth forever?
I pause at the next crossroads.
The trabant stops laughing and suddenly it is quiet.
Before I take a direction, I am everywhere.
Before I can get my bearings, I sink to my knees in pain.
Warm blood drips onto the white ground and the cold makes me numb.
The moon smiles. Its pale light falls on the paths that surround me.
I can choose. I can drop everything that clings to my soul with heavy weights.
There are paths that shine with promise. And along these paths I am carried, I spin threads of truth and set warming fires. Here I burn everything that takes my strength and doesn’t want to touch me.
The planets continue to circle inside me. They become faster. The dance of the summer has passed and is very close at the same time.
I get up, knock the snow off my legs. I let the moon laugh … it has never cared about my questions anyways.
Then I take your hand and soak up your unconditional love. You forgive my mistakes. That’s how I heal.
Cold, crystal-clear air flows into my lungs and I see: This night glows silver. Lights shine on the horizon.
It’s time to start walking. And together we set off on the path we want to take.
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©️ Text und Bild: Li Anna