Die Luft ist glasklar und schneidet kalt in meine Haut.
Blutende Striemen ziehen sich über meine Arme und ich fühle eine Leere in meinem Bauch, die mich ins Nichts fallen lässt.
Es gibt keinen Halt im harten Frost. Und keine Orientierung im ewigen Schwarz.
Ich weine alle Tränen. Sie gefrieren auf meinen Wangen und fallen als Kristalle auf den festen Boden. Das Echo ihres Aufpralls dringt leise in mein Ohr, als wäre der Grund unter mir weit entfernt.
Jeder Schritt macht mich müde. Und wenn ich auf meine vereisten Tränen trete, schmerzen meine Füße.
Ich hinterlasse eine Spur von rotem Blut auf der kargen Winterwiese…
der du beharrlich folgst.
Nur wenige Meter hinter mir höre ich deine Schritte im bereiften Gras.
Ich fühle deine Kraft und Klarheit.
Gierig sauge ich diese Energie in mich auf, denn die Welt um mich herum scheint so unwissend und verwirrt…doch es reicht nicht:
Ich stolpere über die Unsicherheiten von Generationen!
Da hältst du inne, nimmst die Reste meiner gefrorenen Tränen vom Boden auf und legst sie auf deine Zunge. Das geschmolzene Wasser fließt aus deinem Mund und verbindet sich mit dem großen Fluss, der immer träger wird und schließlich über seine Ufer tritt.
Ich schaue dir zu….werde mitgerissen…und von Verzweiflung umspült.
Mein Herz ist wund. Und der Strom meiner Tränen wird nie mehr versiegen.
Meine Beine zittern, ich gehe in die Knie. Eis legt sich auf mein Gesicht und umschließt mein Herz.
Doch du setzt dich zu mir. Lässt die Kristalle weiter schmelzen. Und legst deine Hand auf meine Schulter.
Gemeinsam bleiben wir.
Für immer.
Als letzte Wesen im Winter.
Am Fluss.
.
.
The air is clear and cuts cold into my skin.
Bleeding welts run down my arms and I feel an emptiness in my stomach that makes me fall into nothingness.
There is no foothold in the hard frost. And no orientation in the eternal black.
I cry all the tears. They freeze on my cheeks and fall as crystals onto the solid ground. The echo of their impact reaches my ears softly, as if the ground beneath me is far away.
Every step makes me tired. And when I step on my icy tears, my feet ache.
I leave a trail of red blood on the barren winter meadow…
which you persistently follow.
Just a few meters behind me, I hear your footsteps in the frosted grass.
I feel your strength and clarity.
I greedily soak up this energy, because the world around me seems so ignorant and confused…but it’s not enough:
I stumble over the uncertainties of generations!
Then you pause, pick up the remains of my frozen tears from the floor and place them on your tongue. The melted water flows out of your mouth and joins the river, which becomes more and more slow until its banks overflow.
I watch you….I am swept along…and washed by despair.
My heart is sore. And the stream of my tears will never dry up.
My legs tremble, I fall to my knees. Ice settles on my face and covers my heart.
But you sit down with me. You let the crystals melt further. And put your hand on my shoulder.
Together we stay.
Forever.
As the last beings in winter.
By the river.
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©️Bild und Text: Li Anna