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Ich sitze neben dir Im Grünen Salon. Dein Körper ist ganz nah an meinem. Und dein Atem streicht sanft über meine Haut. Leise rollen Tränen meine Wangen hinab. Vielleicht sind es meine letzten. Denn mir ist, als hätte ich alle geweint.
Du nimmst meine Hand und hältst sie fest in der deinen. Es ist dein Versprechen an mich: Liebe ist unendlich weit und tief, wenn ich sie nicht mit der Erfüllung meiner Erwartung verwechsle.
Ich seufze.
Lange habe ich versucht, das irdische Sein zu begreifen. Wer sind die anderen? Wer bin ich? Weshalb erschaffen wir uns unablässig Unglück, Streit und Hass, obwohl wir Weichheit und Entspannung suchen?
Unsere Herzen wurden schwarz. Und schlugen immer schneller vor Verzweiflung. Von Winden erfasst trieben wir in schwindelerregende Höhen, bis wir fielen und am Boden zerschellten.
Jetzt sitze ich auf der kalten Erde.
Ich bin erschöpft und eine unbekannte Ruhe entfaltet sich vor mir.
Alles ist unwichtig geworden.
Ich weine die letzten Tränen und schaue dem Fluss zu, der übervoll und träge an mir vorbeizieht. Auch in seinem Gebaren fehlt jede Leidenschaft. Und doch dringt seine Schönheit tief in mich ein. Es muss so sein. Denn wir sind eins.
Sobald du ein Zeichen gibst, ziehen Wolken auf. Die Vergangenheit läuft durch mein Herz und ich fühle den Schmerz. Immer und immer wieder.
Es waren meine Tränen, die die Erde befeuchteten.
Es war mein Kampf, den ich niemals hätte gewinnen können.
Es war meine bohrende Einsamkeit, die niemals von mir genommen werden konnte.
Meine Wunden waren aufgerissen und mein Blut strömte in die Welt.
Ich war rasend. Und stach zu.
Jetzt ist endlich alles ruhig.
Ich lasse die Bilder ziehen. Nicht, weil ich mir verzeihe, sondern weil ich weiterlaufen muss.
Ich kann meine Reise noch nicht beenden, ich bin noch nicht fertig.
Etwas ruft mich zu sich.
Ich habe Angst, mich wieder in den Winden zu verlieren. Doch ich habe keine Wahl.
Ohne mich von deiner Hand zu lösen, stehe ich auf.
Wir laufen.
Arm in Arm.
Am Fluss entlang.
Der Fluss wälzt meine Tränen über die Erde.
Die Bäume wiegen sich in sanften Böen.
Und der Kosmos liegt als weite Unendlichkeit vor mir.
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I’m sitting next to you In The Green Parlor. Your body is close to mine. And your breath gently caresses my skin. Tears roll quietly down my cheeks. Perhaps they are my last. Because I feel as if I’ve cried them all.
You take my hand and hold it tightly in yours. It’s your promise to me: love is infinitely wide and deep, if I don’t confuse it with the fulfillment of my expectation.
I sigh.
For a long time I have tried to understand earthly existence. Who are the others? Who am I? Why do we constantly create unhappiness, strife and hatred, even though we seek softness and relaxation?
Our hearts turned black. And beat faster and faster with despair. Caught by winds, we drifted to dizzying heights until we fell and crashed to the ground.
Now I’m sitting on the cold earth.
I am exhausted and an unknown calm unfolds before me.
Everything has become unimportant.
I cry the last of my tears and watch the river flow past me, overflowing and sluggish. Its demeanor lacks all passion as well. And yet its beauty penetrates me deeply. It has to be like this. Because we are one.
As soon as you give a sign, clouds gather. The past runs through my heart and I feel the pain. Over and over again.
It was my tears that moistened the earth.
It was my fight that I could never have won.
It was my piercing loneliness that could never have been taken away from me.
My wounds were torn open and my blood gushed out into the world.
I was furious. And stabbed.
Now everything is finally calm.
I let the images go. Not because I forgive myself, but because I have to keep walking.
I can’t end my journey yet, I’m not finished.
Something is calling me.
I’m afraid of losing myself in the wind again. But I have no choice.
Without letting go of your hand, I stand up.
We walk.
Arm in arm.
Along the river.
The river rolls my tears over the earth.
The trees sway in gentle gusts.
And the cosmos lies before me as a vast infinity.

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©️Text und Bild: Li Anna