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Im Grünen Salon trennen sich unsere Wege. Ich nehme Deine Hand und schaue in himmelblaue Augen.
Noch ein Mal reisen.
Noch ein Mal Deine Wärme spüren.
Noch ein Mal tauche ich in Deine Essenz, die mir von all den Dingen erzählt, welche wir gemeinsam erlebt und seit langem vergessen haben.
Mein Leben erstreckt sich in die Unendlichkeit.
Immer liefst Du an meiner Seite. Auch dann, als wir uns nicht kannten, warst du da.
Es gab nie einen Anfang.
Weshalb soll es nun ein Ende geben?
Neben uns fließt der Fluss und saugt meine Tränen auf. Wasser wird zu Wasser, nährt die Welt, macht unsere Erde fruchtbar und lässt Pflanzen wachsen, die sowohl meine Trauer als auch meine Dankbarkeit in sich tragen.
Ich pflücke eine Blüte und reiche sie Dir.
Ich werde nur Deinen Körper vermissen. Deine Gedanken vergehen.
Doch Dein Sein wird bleiben und mich weiter begleiten…
Es ist Zeit, rauscht der Frühlingswind durch die zarten, hellgrünen Blätter.
Und ich sage Lebewohl.
Wir wissen beide, dass Du diesen Pfad alleine beschreiten musst. Dort, wo Du hingehst, darf ich noch nicht sein.
Dein Blick aber lässt mich jetzt schon sehen. Deine Augen sind Fenster in eine andere Welt, in der das Leben so unmittelbar durch unsere Seele zieht, dass wir es nie wieder in Frage stellen müssen.
Frieden.
Tiefe.
Vollkommene Ruhe.
Ich löse meine Hand aus der Deinen.
Denn Du bist frei.
Erst zögerst Du.
Dann schlägst Du Deinen Weg ein.
Dein Schritt ist unsicher.
Langsam.
Tastend.
Doch der Fluss führt Dich.
Ich bleibe zurück.
Stehe auf feuchter, dunkler Erde.
Und blicke Dir nach…so lange, wie es dauert.
Wir leben in der Unendlichkeit.
Und hier ist jeder Abschnitt unseres Seins wichtig und unwichtig zugleich.
Ich hebe meine Hand.
Bis bald.

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We part ways in the Green Parlor. I take your hand and look into your sky-blue eyes.
One more journey.
One more time to feel your warmth.
One more time I dive into your essence, which tells me about all the things we have experienced together and have long forgotten.
My life stretches into infinity.
You always walked by my side. Even when we didn’t know each other, you were there.
There was never a beginning.
Why should there be an end?
The river flows beside us and absorbs my tears. Water becomes water, nourishes the world, makes our earth fertile and lets plants grow that carry both my sadness and my gratitude.
I pick a flower and hand it to you.
I will only miss your body. Your thoughts will pass away.
But your being will remain and continue to accompany me…
It’s time, the spring wind rustles through the delicate, bright green leaves.
And I say goodbye.
We both know that you must walk this path alone. Where you are going, I cannot yet be.
But your gaze already lets me see. Your eyes are windows into another world, where life passes through our souls so directly that we never have to question it again.
Peace.
Depth.
Complete tranquility.
I release my hand from yours.
Because you are free.
First you hesitate.
Then you take your path.
Your step is uncertain.
Slowly.
Groping. 
But the river leads you.
I stay behind.
Standing on damp, dark earth.
And watch you go…for as long as it takes.
We live in infinity.
And here, every stage of our existence is important and unimportant at the same time.
I raise my hand.
Until we meet again.

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©️Text und Bild: Li Anna