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Seit Tagen liege ich Im Grünen Salon. Seit Tagen herrscht graues Zwielicht. Seit Tagen ist es kalt.
Du bist weit weg. Deine Silhouette hebt sich sanft vom Boden ab. Und wenn ich genau hinschaue, erkenne ich, dass sich dein Körper unter regelmäßigen Atemzügen bewegt.
Ich möchte mit dir sprechen. Mich an deine Haut schmiegen. In die vertraute Atmosphäre deiner Gegenwart eintauchen…doch etwas sagt mir, dass ich dich nicht erreichen kann.
So bleibe ich liegen. Und schaue von weitem zu, wie sich dein Rücken hebt und senkt. Ich höre, wie die Luft leise durch deine Lungen strömt. Und wenn du sie ausstößt, vermischt sich dein Atem mit den kalten Winden, die in zarten Wirbeln über meine Wangen tanzen, bevor sie sich in den Weiten des grauen Himmels verflüchtigen.
Ich seufze.
Liebe ist so schwer zu halten.
Und ich bin immer allein.
Da seufzt auch du. So laut, dass die Böen aufbegehren und dunkle Wolken aufziehen. Es blitzt. Grollender Donner dringt tief in mich hinein.
Und du lachst.
Schallend. Ausgelassen.
Die Welt geht im Hagel unter. Während die Bäume sich im Wind biegen.
Spürst du, wie das Leben an dir rüttelt?
Spürst du die unbändige Kraft des Seins?
Wieso lässt du dich nicht mitreißen?
Meine Haut ist nass und kalt. Ich wische mir die Tränen aus den Augen und richte mich auf.
Ich stehe. Hoch und breit.
Der Regen peitscht von allen Seiten auf mich ein.
Es ist egal, ob ich gesehen werde.
Dies ist mein Leben.
Ich gehe los. Durch den wilden, frischen Sturm.
Da richtest auch du dich auf.
Atmest tief ein, tief aus.
Und folgst mir.
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For days, I’ve been lying in the Green Salon. For days, gray twilight has prevailed. For days, it’s been cold.
You are far away. Your silhouette gently stands out from the ground. And when I look closely, I can see that your body is moving with regular breaths.
I want to talk to you. To nestle against your skin. Immerse myself in the familiar atmosphere of your presence… but something tells me that I cannot reach you.
So I stay lying down. And watch from afar as your back rises and falls. I hear the air softly flowing through your lungs. And when you exhale, your breath mixes with the cold winds that dance in delicate swirls across my cheeks before dissipating into the vastness of the gray sky.
I sigh.
Love is so hard to hold onto.
And I am always alone.
You sigh too. So loudly that the gusts rebel and dark clouds gather. Lightning flashes. Rolling thunder penetrates deep within me.
And you laugh.
Boisterously. Joyously.
The world crumbles in hail. While the trees bend in the wind.
Do you feel life shaking you?
Do you feel the unstoppable force of existence?
Why don’t you let yourself be swept away?
My skin is wet and cold. I wipe the tears from my eyes and rise.
I stand. Tall and broad.
The rain lashes at me from all sides.
It doesn’t matter if I’m seen.
This is my life.
I walk. Through the wild, fresh storm.
You rise as well.
Taking deep breaths, in and out.
And follow me.

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©️Text und Bild: Li Anna