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Ich zähle meine Tage im Grünen Salon.
Und höre dich lachen.
Es gibt keine Zeit, seufzen die kahlen Äste der Bäume. Nur das Auf und Ab der Säfte und des Lichts.
Die Erde ist hart und Reif knirscht unter meinen Schritten. Auch diese beginne ich zu zählen. Und dein Lachen schwillt an. Es fegt mit dem Wind über die Felder. Es dröhnt in meinen Ohren.
Du möchtest alles ordnen, suchst stetig Anfang und Ende, sagst du. Und verpasst derweil den Fluss.
Also wende ich mich dem Wasser zu und sehe, wie die blauen Wellen von rechts nach links an mir vorbei ziehen, vorwärts streben, von den nächsten Wellen weiter getrieben werden, in einem unendlichen blauen Strom, der nie versiegt und niemals geteilt werden kann.
Ich öffne meine Brust und gebe mein schwarzes, verbranntes Herz in das Nass, lasse es waschen, sich erneuern, weich werden. Und mein von zäher Angst verklebtes Blut kriecht in die Wellen, die es einfach mit sich nehmen, ohne an Lebendigkeit zu verlieren. Ich sauge die Kraft des Wassers tief in mich auf. Speise sie in meinen Organismus ein und lasse mich tragen von dieser Macht, die hinter allem immer zu finden ist. Wenn wir doch nur unsere eigene Existenz nicht so ernst nehmen würden!
So bleibe ich stehen. Ich werde Teil des Stroms und eines Kreislaufes, der mich unablässig erneuert.
Ich werde klar.
Tage, Wochen und Monate schmelzen dahin und werden zum Jetzt.
Das Jetzt explodiert.
Die Kraft des Moments strömt aus meinen Poren.
Und ich brenne.
Erhelle die Welt.
Doch sie bleibt dunkel.
Und es kümmert mich nicht.
Du stellst dich neben mich.
Jetzt lachst du nicht mehr.
Deine Hand in der meinen.
Und wir gehen in der Unendlichkeit auf.
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I count my days in the Green Parlor.
And I hear you laugh.
There is no time, sigh the bare branches of the trees. Only the ebb and flow of sap and light.
The earth is hard and frost crunches beneath my steps. I begin to count them too. And your laughter swells. It sweeps across the fields with the wind. It roars in my ears.
You want to put everything in order, you’re always looking for the beginning and the end, you say. And meanwhile, you miss the flow.
So I turn to the water and watch the blue waves move past me from right to left, striving forward, driven on by the next waves, in an endless blue stream that never runs dry and can never be divided.
I open my chest and pour my black, burnt heart into the water, let it be washed, renewed, become soft. And my blood, thick with dense fear, crawls into the waves, which simply carry it away without losing their vitality. I draw the power of the water deep inside me. Feed it into my body and let myself be carried by this force that can always be found behind everything. If only we didn’t take our own existence so seriously!
So I stand still. I become part of the stream and a cycle that constantly renews me.
I become clear.
Days, weeks and months melt away and become the Now.
The Now explodes.
The power of the moment flows out of my pores.
And I burn.
I illuminate the world.
But it remains dark.
And I don’t care.
You stand next to me.
Now you no longer laugh.
Your hand in mine.
And we dissolve into infinity.

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©️Text und Bild: Li Anna