Warmer Wind weht durch die Wiesen. Er streicht über meine Haut. Ich dehne mich aus. Gierig sauge ich das Licht auf, das seit Tagen fast ununterbrochen meine Reise begleitet.
Die Sonne hat die Welt erobert. Doch mit ihr ist ein Flirren in mein Sein gekommen, das mich zuweilen blendet.
Wo bist du?
Ich greife ins Nichts, während ich nach dir taste.
Fehlt dir die Nacht? höre ich dich seufzen.
Ich liege inmitten der Wiesen und schaue dem Gras zu, das sich langsam in der lauen Sommerluft wiegen lässt. Blicke in den Himmel und beobachte die Vögel, die sich kühn hinabstürzen, sich fangen und wieder erheben.
Dann schließe ich meine Lider, denn das Licht treibt mir Tränen in die Augen.
Etwas schnürt mein Herz zu inmitten der Lebendigkeit. Und eine überwältige Sehnsucht ergreift mich. Vor meinem inneren Auge wälzt sich der Fluss von rechts nach links. Ich möchte mich von ihm davontragen lassen. Ich möchte nach Hause…
Ein leises Rascheln zu meiner rechten. Ich höre deine Schritte. Du kommst näher, legst dich zu mir und beruhigst mit kühlem Atem meinen flimmernden Geist.
Ich streiche über deine Flanke, fühle deine Haut. Dann schmiege ich mich an dich und spüre, wie du mich liebevoll umfängst. Keine Erwartung an mich. Ich lasse alles los, was mich unruhig werden ließ.
Der Fluss ist weit weg. Doch gleichzeitig ist er in mir. Durchspült mich. Reinigt mich. Trägt mich davon. Er ist immerwährende Veränderung. Und verspricht mir, dass sich alles weiter entwickeln wird. Weil es nicht anders geht. Ich muss nur hinschauen, mich nicht ablenken lassen. Leicht bleiben und aufhören mich anzustrengen.
Du lachst leise. Und fällst in einen tiefen Schlaf. Das Auf und Ab deiner Atmung wiegt mich im Rhythmus des Windes.
Alles ist warm und hell. Ich bin geborgen. Und ich bin zu Hause.
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©️Text und Bild: Li Anna
