Als der Mond voll wurde, hieltst du inne. Und ich stellte mich neben dich.
Jetzt fällt das fahle Licht auf meine Wangen und wenn ich einatme sauge ich kühlende Frische in meine Zellen. Das silberne Leuchten erinnert mich daran, dass die Dunkelheit nicht immer undurchdringlich ist. Es gibt mehr als die Dichte der irdischen Welt. Und auch wenn ich das Gefühl habe mich beugen zu müssen, sehe ich in Momenten wie diesem schattenhaft, doch fein glänzend, Wege vor mir, die der Tag mir nie offenbarte.
Ich seufze und gebe meine Verzweiflung in die Nacht.
Früher lag ich im Sand am Fluss. Ich war nackt und offen. Schenkte meine Wunden dem Trabanten und badete in seinem Licht. Ich erinnere mich genau, wie seine Kraft in meine Glieder strömte, meinen Geist beruhigte und sich schützend auf meine Haut legte. Damals saßt du neben mir. Und ich wusste, dass diese Welt mich braucht.
Doch heute…heute habe ich keine Muße mich dem Mondlicht hinzugeben. Die Zeit rast. Und ich mit ihr.
Schon nimmt das Licht wieder ab. Und ich bin bereits weitergelaufen. Hinter mir höre ich dich leise singen. Von Wanderungen und Abenteuern Im Grünen Salon. Deine Lieder klingen in meinen Ohren. Und ich nehme sie mit in eine Welt, die mich zu ersticken droht, weil ich nie anhalten darf, um Wurzeln zu schlagen und meine Arme in den Himmel zu strecken.
Jeder Ton wird mich retten.
Doch zurück komme ich nicht.
Warum?
Dazu scheint die Zeit noch nicht reif zu sein. Irgendetwas hält mich in der Hektik der Oberflächen fest…
Vielleicht beim nächsten Vollmond, sagst du gelassen.
Dann singst du weiter deine Weisen. Ihr Echo folgt mir, während ich schneller und schneller werde. So legt sich die zauberhafte Welt der hellen Nächte als stille Hoffnung auf meinen aufgewühlten Geist. Bis ich umkehre. Dem fahlen Glanz folge. Kühlende Frische einatme. Und dich wiederfinde.
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©️ Text und Bild: Li Anna
