Ich stehe am Ufer des Flusses…feine Schneeflocken kalt auf meiner Haut…
Ich habe die Zeit vergessen. Und auch der Ort ist ohne Belang.
Ich weiß nicht, ob ich einsam bin oder vom Wirbel des Lebens umschmeichelt werde.
Und wenn ich nicht wüsste, dass ich lebte, müsste ich denken, dass sich Anfang und Ende aufgelöst haben und vom Schneegestöber davongetragen wurden.
Die nächste Windböe zerrt an meinem Haar. Und aus dem Nichts der Bewegung greift plötzlich Deine Hand nach mir.
Komm mit mir, tönt eine Stimme durch den Wind.
Und ohne zu überlegen, wende ich mich um.
Plötzlich stehe ich mitten in der Stadt. Und Deine Augen laden mich dazu ein, tief in die Geheimnisse der Dualität zu tauchen.
Wie kam es, dass ich mich von Dir trennte?
Ich schaue Dich an und mein Blick ist die Unendlichkeit, doch die physische Beschränktheit unserer Herzen schwebt wie ein Damoklesschwert über uns. Wenn Deine Hand über meine Haut streicht, öffnet sich die Welt. Doch sobald Du mich zu Dir ziehst, stürzt der weite Himmel über mir zusammen. Alte Verletzungen brechen auf. Schmerzend und wund stehe ich im Grau der Straßen und sehe den Schneeflocken zu, die sanft auf mich fallen, als wollten sie meine Unruhe verdecken. Dann lächle ich der Unendlichkeit des Kosmos entgegen und lasse das Blut aus meiner Brust in die Erde fließen.
Ich bin noch zu sehr Mensch, um in der Liebe aufzugehen. Doch mein irdisches Sein will alles erforschen, was es an die Wahrheit erinnert.
Zärtlich drückst du mich noch näher an Dich.
Dein Duft umhüllt mich mit süßer, trügerischer Fremdheit.
Was kann ich tun?
Nichts.
Also schmiege ich mich in Deine Arme.
Und atme Dich ein.
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©️ Text und Bild: Li Anna
