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Sand knirscht unter meinen Füßen. Die Luft wird weich und Sonnenstrahlen legen sich auf meine Haut. Ich bin lange durch kalte Winde gelaufen. Jetzt setze ich mich auf die kahle Erde, doch ich friere nicht mehr.
Neue Wärme brennt sanft auf meiner Haut. Ich schließe die Augen und genieße den orangenen Schleier der erwachenden Helligkeit, der vor meinem inneren Blick aufflackert und mich lockt. Mein Atem stockt vor Erregung. Ich erwarte das anbrechende Jahr und all meine Sinne sind gespannt.
Ab jetzt fließt wieder Licht in meine Welt. Die Tage werden hell und weit, lang und kraftvoll. Eine glühende Macht mischt sich in die Bewegung des Planeten und rollt aus den Tiefen meiner Eingeweide über meinen Geist hinaus in die Welt.
Ich bin das Echo des Versprechens der Sonne:
Es gibt keine Kälte.
Jeder Verlust hat sich als rote Narbe in deine Haut gebrannt und dir gleichzeitig die immerwährende Begleitung der verlorenen Seelen geschenkt.
Liebe währt ewig.
Ich fühle sie als dichte Wolke über meine Haut gleiten. Ich spüre, wie sie meine aufflammende Gier nach Leben, nach Bewegung, nach Ekstase und Leidenschaft dem Wind übergibt.
Und ich flehe ihn an, meinen Wunsch nach Vereinigung mit dem Sein nicht zu übergehen.
Die Zeit beginnt. Hitze ergreift mein Herz.
Bitte nimm meine Hand. Deine Berührung, deine Gegenwart beruhigen mich.
Und ich habe Angst zu verbrennen.
Die Strahlen ziehen an mir, öffnen mich, dringen in mich ein und wühlen mein Herz auf. Doch es ist noch nicht der Moment gekommen, in dem ich im Feuer aufgehen kann…
Ich halte dich, flüsterst du sanft.
Also schmiege ich mich an dich. Sanft steigt der Geruch von Humus in meine Nase. Und Wolken schieben sich vor das Licht. Ich höre auf zu kämpfen. Fühle, wie der Wind frisch über meine Wangen streicht und die altbekannte Kälte meine Glieder empor kriecht. Ich lasse es zu. Gebe mich hin. Und warte.
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©️Text und Bild: Li Anna