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Durchwachte Nächte. Fiebernde Tage. Mein rastloser Geist rennt vor mir davon, während mein Körper schwer wie ein Stein neben dir liegt. Du schläfst. Und hältst mich fest umschlungen.
Meine Gedanken sind in anderen Zeiten gefangen. Kaum bemerke ich deine klare Gegenwart.
Doch plötzlich, da der kühlende Nachtwind über meine Wange streicht, weckt mich deine bedingungslose Liebe.
Alles, was ich bin, ist richtig. Zu lange hatte ich Angst vor der Grausamkeit, die in mir wohnt. Meine Wut, mein Hass und mein Ekel vor der Inkonsequenz menschlicher Existenz blieben tief in mir vergraben, waren Quellen meiner Scham.
Schnell will mein Innerstes seine Ausrichtung leben. Und im Kampf gegen sein bleiernes Gefäß wird der Lauf der Zeit frustrierende, zähe Langsamkeit.
Ich kann nicht warten. Konnte es noch nie. Wer die Chance nicht ergreift, wer die Einzigartigkeit des Moments nicht erkennt, muss verblühen.
So zerschmettere ich die Ketten, die mich an das Zögern binden. Ich lasse Herzen zerspringen und die Scherben auseinander treiben, bis sie in der Schwerelosigkeit des Kosmos verschwinden und mich nicht mehr betreffen.
Tief in meinem Becken führe ich die Kraft aller Zeiten und aller Orte zusammen und mit der Macht der Unendlichkeit explodiert die Welt.
Ich laufe los. Durch die Sommernacht. Begleitet vom betörenden Duft süßer Blüten. Dem Gesang der Grillen. Und den kühnen Kurven der Fledermäuse. Meine Beine tragen mich und meine Muskeln sind stark. Ich habe keine Angst mehr vor der Erschöpfung. Es gibt keine Scham. In mir lebt das klare Wissen um die Wahrheit. Und jeden, der die Augen verschließt, lasse ich zurück.
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Sleepless nights. Feverish days. My restless mind runs from me, while my body lies heavily as a stone beside you. You sleep. And hold me close.
My thoughts are caught in other times. Barely do I notice your clear presence.
But suddenly, as the cool night wind strokes my cheek, your unconditional love awakens me.
All that I am is right. For too long have I been afraid of the cruelty that dwells within me. My anger, hatred and disgust at the inconsistency of human existence remained buried deep within me, were sources of my shame.
My innermost wants to live its alignment promptly. And in the struggle against its leaden vessel, the passage of time becomes frustrating, tenacious slowness.
I cannot wait. I never could. He who does not seize the chance, who does not recognize the uniqueness of the moment, must fade.
So I break the chains that bind me to procrastination. I let hearts shatter and the shards drift apart until they disappear into the weightlessness of the cosmos and no longer affect me.
Deep in my pelvis I bring together the force of all times and all places and with the power of infinity the world explodes.
I run off. Through the summer night. Accompanied by the beguiling scent of sweet blossoms. The song of crickets. And the bold curves of the bats. My legs carry me and my muscles are strong. I’m no longer afraid of exhaustion. And there is no shame. Inside me lives the clear knowledge of the truth. And I leave behind everyone who closes his eyes.

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©️ Text und Bild: Li Anna