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Ich laufe in Kreisen. Die Wellenbewegungen der irdischen Matrix greifen nach mir, pressen meine Eingeweide, lassen mich fallen. Während meine Welt sich aufbaut und wieder zerstört, während ich versuche die Veränderungen zu begreifen und mein Herz zu beruhigen, badet die Erde seit Wochen im grellen Schein der Sonne. Das gesamte Weltall dreht sich. Das Feuer ist mein Lehrer. Hitze verbrennt die Erinnerung und was bleibt ist die Erkenntnis, dass das, woran ich mich in Hilflosigkeit klammere, mein Leid nurmehr verstärkt.
Es gibt nichts außerhalb von mir, das meiner Aufmerksamkeit verlangt. Es gilt auszuhalten, nicht zu fragen, nicht zu bitten…nichts zu verändern.
Auf der Suche nach meinem Ort in der Welt schien ich fündig zu werden.
Doch auch dieser Ort zerfiel, wie alles zerfällt, was sich einst machtvoll aufbäumte und mich zu überwältigen drohte.
Was ist, wenn genau diese Haltlosigkeit, die mich im Innersten bestimmt, niemals überwunden werden muss?
Winde spielen auf und treiben mich nach vorn, halten mich zurück, lassen mich taumeln. Ich gebe auf. Sinke zu Boden.
Wieviel Disziplin brauche ich?
Keine.
Der Sturm beruhigt sich.
Die Sonne brennt heiß auf meine Stirn.
Ich erhebe mich. Mein Herz ist taub. Kaum merke ich, dass du meine Hand nimmst. Doch die leise Ruhe deiner Präsenz dringt unweigerlich in mein Blut.
Wir laufen weiter in Kreisen.
Und du sagst mir, dass es nicht anders sein kann:
Die Wiederholung ist der Rhythmus des Kosmos. Wie die Planeten umeinander tanzen, so tanzt die Materie um meine Seele. So tanze ich, mit dir an meiner Seite, durch die Zeit. Wege kreuzen sich. Und das Irdische ist immer zwei. Verbindung ist eine Illusion…
So lange, bis ich lerne, hinter das Leben zu blicken.
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I run in circles. The undulations of the earthly matrix grab hold of me, squeeze my guts, make me fall. While my world builds and destroys itself, while I try to comprehend the changes and calm my heart, the earth has been bathed in the glare of the sun for weeks. The entire universe is spinning. Fire is my teacher. Heat burns away memory and what remains is the realization that what I cling to in helplessness only intensifies my suffering.
There is nothing outside of me that demands my attention. I have to endure. Not ask, not beg…not change anything.
The search for my place in the world seemed to come to an end.
But this place fell apart, just like everything that once reared up powerfully and threatened to overwhelm me.
What if this very groundlessness that defines me at my core never has to be overcome?
The winds blow and drive me forward, hold me back, make me stagger. I give up. I sink to the ground.
How much discipline do I need?
None.
The storm calms down.
The sun burns hot on my forehead.
I rise to my feet. My heart is numb. I barely notice that you take my hand. But the quiet calm of your presence inevitably penetrates my blood.
We continue to walk in circles.
And you tell me that it can’t be any other way:
Repetition is the rhythm of the cosmos. Just as the planets dance around each other, matter dances around my soul. And I dance, with you by my side, through time.
Paths cross each other. But humans will always be two. Connection is an illusion…
Until I learn to look beyond life.

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©️ Text und Bild: Li Anna