Ich tauche tief in meine Seele.
Finde die Fäden, die mich mit der Welt verbinden, und spinne sie weiter.
Ich lege feine Netze über Zeiten und Orte. Verknüpfe alles mit allem. Und alles wieder mit mir.
Du sitzt neben mir und seufzt. Lange. Und tief. Immer wieder. Wenn sich deine Lunge füllt, ziehen Stürme auf. Und wenn du die Luft wieder ausstößt, entleeren sich die grauen Wolken mit dir.
Wind fegt durch die Straßen. Und die Menschen wanken unter der kalten Gewalt.
Ich bin eine Insel inmitten aller Gewässer. Im Zentrum der Welt sitzend, spinne ich weiter. Vielleicht, denke ich, wird irgend jemand meine Fäden aufgreifen.
Du seufzt erneut. Laut. Und ich erahne mein einstiges Leid in deiner Stimme.
Ich sehnte mich danach erkannt zu werden. Ich dachte, dass Verständnis der Schlüssel sei, mit dem sich alle Türen der Welt öffnen würden und das Rätsel des grausamen Stillstandes gelöst werden könne.
Ich sehnte mich so sehr nach Verbindung.
Jetzt bin ich eine Insel inmitten des Nichts. Eingebettet in tiefe Dunkelheit. Und nur wenn im Winter die Meere gefrieren, ist der Weg zu mir frei.
Doch wenn du seufzt, beugen sich alle dem Sturm. Und niemand kommt.
Also sitze ich neben dir. Ich atme Klarheit. Ich webe Zeit und Raum. Ich bin weder traurig noch glücklich. Und weil alles durch meine Finger rinnt, niemals einsam.
Ich warte nicht mehr.
Ich gebe auf.
Es gibt kein Verstehen.
Es ist vermessen, das Geheimnis , das jeder von uns ist, entschlüsseln zu wollen.
Warum am Leben hängen?
Ich bin allein.
Und ich bin frei.
Weil ich neben dir inmitten aller Gewässer treibe,
und meine Fäden spinne.
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I dive deep into my soul. Find the threads that connect me to the world and weave them further. I lay fine nets across times and places. Linking everything with everything. And everything back to me.
You sit next to me and sigh. Long. And deeply. Again and again. When your lungs fill up, storms gather. And when you expel the air again, the gray clouds empty with you.
Wind sweeps through the streets. And people stagger under the cold force.
I am an island in the middle of all the waters. Sitting in the center of the world, I spin on. Maybe, I think, someone will pick up my threads.
You sigh again. Loudly. And I sense my former suffering in your voice.
I longed to be recognized. I thought that understanding was the key that would open all the doors in the world and solve the riddle of cruel stagnation. I longed so much for connection.
Now I am an island in the middle of nothingness. Embedded in deep darkness. And only when the seas freeze in winter is the way to me clear.
But when you sigh, everyone bows to the storm. And no one comes.
So I sit next to you. I breathe clarity. I weave time and space. I am neither sad nor happy. And because everything runs through my fingers, never lonely.
I no longer wait.
I give up.
There is no understanding.
It is presumptuous to want to decipher the mystery that is each of us.
Why hang on to life?
I am alone.
And I am free.
Because I float beside you in the middle of all the waters,
and spin my threads.
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©️Text und Bild: Li Anna